Loris Schreiber hat in letzter Zeit mit herausragenden Leistungen auf sich aufmerksam gemacht. Der 18-Jährige wurde in der vergangenen Saison mit der U19 des FC Basel Schweizer Meister und verdiente sich durch seine starken Auftritte den Sprung in die U21 des FCB. Mittlerweile ist er auch ein fester Bestandteil der Schweizer U19-Nati. Nach all diesen erfolgreichen Monaten war es höchste Zeit, den ehemaligen FCG D-Junior wieder einmal zum Gespräch zu treffen. Marco Erny hatte die Gelegenheit, mit ihm über seine jüngsten Erfolge und die kommenden Herausforderungen zu sprechen.

Loris, wie geht es dir?
Mir geht’s sehr gut. Ich bin gerade sehr zufrieden mit meiner Situation beim FC Basel und in der Schweizer U19-Nationalmannschaft.

Du kommst gerade aus dem Nati-Zusammenzug der U19 zurück. Wie lief es?
Es lief gut. Wir hatten zwei Testspiele gegen die Türkei. Das erste Spiel endete 3:3 Unentschieden und ich konnte zwei Assists beisteuern. Im zweiten Spiel gewannen wir 3:1 und ich wurde eingewechselt. Im zweiten Spiel kam jeweils eher die zweite Garde zum Einsatz.

Bist du also mittlerweile Stammspieler in der Nati?
Wir sind gerade zwei Linksverteidiger, die ziemlich auf Augenhöhe sind. Mein Mitspieler spielt bei YB, konnte aber nicht mitkommen, da er im Verein bleiben musste. So bin ich in die Startaufstellung gerutscht.

Wie darf man sich so einen Nati-Zusammenzug vorstellen?
Es ist sehr speziell. Zu Beginn war es schon ungewöhnlich, weil viele der Mitspieler normalerweise in der heimischen Liga Konkurrenten sind. Aber wir haben schnell als Team zusammengefunden, was mich positiv überrascht hat. Die Chemie stimmt, und die gesamte Organisation ist auf einem sehr hohen Niveau. Wir haben einen Teammanager, zwei Physios, einen Arzt, einen Videoanalysten, Trainer und Co-Trainer. Schon in der Halbzeitpause analysieren wir jeweils per Video erste Spielszenen, um uns für die zweite Hälfte zu verbessern. Alles läuft sehr professionell.

Wie ist es, jetzt mit Spielern im Team zu sein, die du zuvor als Gegner kanntest?
Gegen die meisten spiele ich bereits seit der U15. Ein FCZ-Spieler sagte mir beim ersten Nati-Zusammenzug, dass er nie gerne gegen mich gespielt habe, weil ich ein unangenehmer Gegenspieler sei. Aber seitdem ich in der Nati bin, findet er mich ziemlich sympathisch (lacht).

Wie kam es zu deinen ersten Nati-Aufgeboten?
Letztes Jahr haben wir mit der U19 des FC Basel den Meistertitel geholt. Ab der Rückrunde war ich dort auch Kapitän und konnte viel zu diesem Erfolg beitragen. Das hat mich sicher in ein positives Licht gerückt. Im Sommer schaffte ich dann den Sprung von der U19 zur U21 beim FC Basel. Ende September bekam ich dann das erste Nati-Aufgebot für die beiden Testspiele gegen die Ukraine. Im ersten Länderspiel konnte ich gleich ein Tor erzielen, wurde vom Trainerteam zum „Man of the Match“ gekürt und so ging es Schritt für Schritt weiter.

 Also waren die Trainer zufrieden mit dir?
Ja, aber natürlich war ich trotzdem nervös, ob ich für den nächsten Zusammenzug wieder berücksichtigt würde. Ende Oktober stand dann die EM-Qualifikation gegen Finnland an. Ich durfte wieder dabei sein. Leider konnten wir uns nicht qualifizieren. Persönlich waren meine Leistungen gut, daher sehe ich mich mittlerweile als festen Bestandteil des Teams.

Wie war es, in deinem ersten Länderspiel gleich ein Tor zu erzielen?
Es war ein unbeschreibliches Gefühl. Ich war sehr nervös vor dem ersten Länderspiel – logisch. Für das eigene Land zu spielen ist sicher eines der schönsten Erlebnisse. Und dann noch ein Tor zu schiessen, das war das „i-Tüpfelchen“. Ein unbeschreiblicher Freudenmoment.

Ich habe dich in der UEFA Youth League im Joggeli mit dem FCB, der U19 spielen sehen. Deine Leistung war beeindruckend.
Danke! Der Meistertitel in der Schweiz hat uns den Platz in der UEFA Youth League ermöglicht. Es war mein erstes Spiel im Joggeli – ein tolles Gefühl und ein Traum, der wahr wurde. Wir waren eindeutig das bessere Team und ich konnten mich offensiv viel miteinschalten. Das Spiel endete mit einem 6:0-Sieg gegen Sabah aus Aserbaidschan. Der nächste Gegner wird Rapid Wien sein. Das wird sicher eine grössere Herausforderung.

Was für ein Spielertyp bist du?
Ich gehe gerne offensiv mit und versuche Scorerpunkte zu sammeln – also Assists und auch mal Tore. Durch meine offensive Ausrichtung kann ich auch als Flügelspieler eingesetzt werden. Aber die Position des Aussenverteidigers ist schon meine bevorzugte. Ausserdem ist es oft einfacher, als Linksfuss und Aussenverteidiger den Schritt zu den Profis zu schaffen.

Du hast deinen ersten „Vorprofi“-Vertrag beim FCB unterschrieben, richtig?
Genau. Es handelt sich um einen sogenannten Jungprofivertrag, der als Übergang zwischen einem Nachwuchs- und einem Profivertrag dient. Wenn man den Schritt in die 1. Mannschaft schafft, wird dieser Vertrag automatisch in einen Profivertrag umgewandelt. Es ist eine tolle Wertschätzung des Vereins, dass sie an mich glauben und mich unterstützen. Der Vertrag läuft bis Sommer 2027.

Im Sommer hast du den grossen Schritt von der U19 in die U21 gemacht. Wie war das und wie sieht deine Situation aktuell aus?
Als junger Spieler geht man in die U21, um sich an den Männerfussball zu gewöhnen. Die ersten Monate in der U21 sind vor allem ein Lernprozess, bei dem man versucht, sich im Training zu beweisen. Ich wusste, dass ich zu Beginn nicht viel spielen würde. Aber als sich der Stammspieler auf der Linksverteidigerposition verletzte, bekam ich die Chance, welche ich dann sofort nutzte. Man sieht, wie schnell es im Fussball gehen kann – du brauchst eine Möglichkeit, dich zu zeigen, ein bisschen Glück, und wenn du deine Leistung bringst, kannst du dich ins Team spielen. So wurde ich noch im Verlauf der Hinrunde Stammspieler.

Du hast gesagt, es kann schnell gehen – in beide Richtungen. Wie gehst du mit diesem Druck um?
Druck gehört zum Fussball dazu. Wir trainieren auch mental, um mit solchen Drucksituationen besser umgehen zu können. Es ist nicht immer einfach, denn du musst konstant gute Leistungen bringen. Andernfalls kannst du schnell aus dem Team fallen oder wirst wieder in die U19 geschickt. Der Druck ist also immer präsent. Aber es ist Teil des Geschäfts und mittlerweile habe ich gelernt, damit umzugehen.

Momentan läuft es sportlich gut für dich. Gibt es schon einen Plan, wie du an die 1. Mannschaft herangeführt wirst?
Ja, wir sind gerade dabei, einen Plan zu erstellen. Es ist für mich natürlich ein riesiger Traum, mit der 1. Mannschaft im Joggeli aufzulaufen. Aber ich habe keinen Stress und wäre auch bereit, noch ein weiteres Jahr in der U21 zu spielen, um dort konstant gute Leistungen zu zeigen. Es gibt verschiedene Optionen – sei es, dass ich zu einem Challenge League Verein ausgeliehen werde oder dass ich mit der 1. Mannschaft in die Sommervorbereitung gehe. Momentan ist alles noch offen.

In der U21 spielst du in der Promotion League. Wie hast du diesen Schritt erlebt?
Die U21 ist dafür da, uns schnell an den Männerfussball zu gewöhnen. Das Spiel ist deutlich physischer, die Gegner sind oft über 80 Kilo schwer oder über 1.90 Meter gross. Da muss man sich anpassen und an seiner Technik arbeiten. Das Tempo ist nicht unbedingt schneller aber viele der Gegner sind Ex-Profis mit grosser Erfahrung. Allerdings merkt man auch, dass bei unseren Gegnern oft nach etwa 60 Minuten die Kräfte nachlassen und wir dann nochmal zulegen können. Das zeigt sich auch in der Tabelle, wo wir nach Verlustpunkten aktuell den 2. Platz belegen.

 Wie ist es, von FCB-Legenden wie Mario Cantaluppi trainiert zu werden oder mit Spielern wie Timm Klose zu spielen?
Am Anfang war es natürlich sehr speziell. Timm Klose kannte ich aus der Schweizer A-Nati oder aus seiner Zeit in England. Er war sozusagen der „Papa“ in unserem U21 Team. Er hat sich echt super eingebracht, uns jungen Spielern viel beigebracht und wir konnten alle sehr von ihm profitieren und lernen.

 Stichwort lernen – du gehst ja noch zur Schule. Wie sieht ein typischer Wochentag bei dir aus?
Nehmen wir den Montag. Meine Woche startet gegen 6 Uhr. Dann muss ich zuerst Frühstücken – 600 Kalorien muss ich dabei zu mir nehmen. Dann gehe ich in die Schule, ins KV Liestal, wo ich das Sport-KV besuche. Am Nachmittag arbeite ich im Büro beim Kanton in Liestal. Gegen 3 Uhr fahre ich dann nach Basel, wo wir am Nachmittag Training haben.

 Klingt nach einem strengen Wochenstart. Wie erholst du dich in deiner Freizeit?
In meiner Freizeit mache ich verschiedene Dinge. Ich spiele gerne Videospiele oder, wenn es der Fussball zulässt, spiele ich gerne Tennis gegen meinen Bruder Kevin. Sonst treffe ich mich viel mit meinen Freunden.

Dich trifft man auch oft bei Spielen des FCG. Wie ist dein Bezug zum Verein?
Ich habe einen sehr guten Bezug zum FCG, da viele meiner Freunde dort spielen. Wenn es mein Terminplan zulässt, schaue ich gerne die Spiele von Justin (1. Mannschaft) oder Manel (2. Mannschaft) und unterstütze sie dabei. Es freut mich auch immer, die Leute aus Gelterkinden zu treffen und zu sehen.

Steckbrief
Name: Loris Schreiber
Alter: 18 Jahre
Bisherige Vereine: FC Gelterkinden (bis D-Junioren), FC Basel (ab U11 bis U21)
Aktuelle Teams: FC Basel U19 und U21, Schweizer U19-Nationalmannschaft
Position: Linker Aussenverteidiger
Karrierehighlight: U19-Meistertitel, erstes Tor für die U19-Nati
Ziel: Mit der 1. Mannschaft im Joggeli auflaufen
Lieblingsspieler: Alphonso Davies (Bayern München)
Lieblingsverein: FC Bayern (neben dem FCB und FCG)
Lieblingsessen: Fajitas, Fondue Chinoise

 

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