Ausgerechnet im Oberbaselbieter-Derby gelingt dem FC Gelterkinden endlich der erste Sieg in der laufenden Saison. Nach einer sehr starken zweiten Spielhälfte fällt der Erfolg mit 3:0 deutlich und schlussendlich auch mehr als verdient aus. Die Gastgeber zeigen dabei eine starke Offensivleistung.

Was machen sogenannte Derbys aus? Kampf, Emotionen, prickelnde Torszenen, ein turbulenter Spielverlauf… Viel war beim ersten Oberbaselbieter-Derby in dieser Saison davon nicht zu sehen. Je eine „Rudelbildung“ nach einem Eckball und nach Spielschluss (ausgelöst durch den entnervten Sissacher Schlussmann) – alle anderen Attribute fehlten eigentlich. Dies hat damit zu tun, dass beide Teams in der ersten Hälfte eher zaghaft und abwartend ans Werk gehen und – vor allem – dass sich nur eine Mannschaft nach der Pause entscheidend steigern kann; und das ist der FC Gelterkinden. Zwar reagiert der Sissacher Trainer Isenaj in der Pause konsequent, indem er seinen eigentlichen Schwachpunkt, den linken Verteidiger in der Kabine lässt (Gelterkindens Vittorio Ciamarello liess ihn Mal für Mal schlecht aussehen) und durch einen neuen Spieler ersetzt.

Ereignislose erste Halbzeit

Da aber die Offensivleistung seines Teams quasi inexistent ist, zeigt diese Korrektur am Ende nicht die erwartete Wirkung. Seinem Team fehlt – vor allem im Angriff – die nötige Klasse. Es gibt kaum Angriffe der Gäste, die die Gelterkinder Abwehr beunruhigen können. Die einzige Schrecksekunde hat Goalie Jannis Lüthy, als er in der 60. Minute (beim Stand von erst 1:0), als er einen gefährlich getretenen Freistoss von Goran Petrovic nicht richtig behändigen kann und das Leder an die Querlatte prallt.

Das Team von Gelterkinden-Trainer Buccigrossi seinerseits hatte zwar schon in der ersten Halbzeit (vor allem in Bezug auf den Ballbesitz) leichte Vorteile, kann aber nach den Tee mehr als nur einen Zacken zulegen. Sie zeigen sich nicht nur spielerisch im Gegensatz zu den letzten Auftritten stark verbessert, sondern sie sind ihren Gegenspielern aus Sissach auch athletisch und läuferisch zum Teil klar überlegen. Mitentscheidend ist sicherlich auch, dass Mittelfeldspieler Gregory Wyttenbach, der in Laufen sehr vermisst wurde, wieder mit von der Partie ist. Er ist der Spieler in den Gelterkinder Reihen, der die Ideen hat und auch – wenn es sein muss – die nötige Ruhe ins Spiel bringt. Dass er dann bereits rund zehn Minuten nach der Pause schon das erste Tor erzielt, ist darum auch kein Zufall. Er profitiert dabei von der Schlitzohrigkeit von Mirco Schumacher, der dem oft (zu) provokativ mit dem Ball am Fuss agierenden Sissacher Torhüter Ilir Misini, den Ball stibitzt und ihn Wyttenbach „pfannenfertig“ auflegt.

Offensivtrio Wyttenbach/Ciamarello/Schumacher sorgt für die Entscheidung

Überhaupt sind es diese beiden Spieler (Wyttenbach und Schumacher), die zusammen mit dem schnellen, wendigen und trickreichen Vittorio Ciaramella in der Offensive den Unterschied machen. Natürlich profitieren sie dabei davon, dass ihre Abwehrkollegen alles im Griff haben und sie immer wieder mit guten Zuspielen versorgen. Dass dann das dritte und alles entscheidende Tor durch zwei Einwechselspieler herausgespielt wird (Fabio Spinella lanciert nach einem abgefangenen Sissacher Angriff Aris Herger mit einem genialen Steilpass), bestätigt, was Trainer Alessandro Buccigrossi nach der Partie zu Protokoll gibt: „Unser Vorteil – im Vergleich zu den letzten Saisons ist der grössere und qualitativ ausgeglichene Kader. Ich kann Spieler einwechseln, ohne dass es einen „Bruch“ im Spiel gibt und die Qualität sinkt.“

Mit diesen drei Punkten schafft es der FC Gelterkinden einerseits, sich etwas von den ganz hinteren Positionen in der Tabelle abzusetzen. Andererseits dürfte dieser Sieg auch Moral geben und die leichte Verunsicherung nach den letzten beiden, nicht ganz geglückten Auftritten wieder vergessen machen. Buccigrossi jedenfalls ist sich sicher, dass seine Mannschaft spielerisch durchaus noch „Luft nach oben“ hat. Er zeigt sich auch begeistert über die Trainingsleistungen und den Willen, seine vorgegebenen Ideen umzusetzen. Der Trainer weiter:  „Meine Erwartungshaltung ist ganz klar: es ist noch viel mehr möglich.“

Heinz Degen

 

Matchtelegramm: FC Gelterkinden – SV Sissach  3:0 (0:0). Sportplatz: Wolfstiege. Zuschauer: 180. Schiedsrichter: Paolo Cinque. Assistenten: Ali Bozardic, Jonas Rosenthaler. Tore: 54 Wyttenbach 1:0, 68. Schumacher 2:0, 79. Herger 3:0.

Gelterkinden: Lüthy; Rauch, Di Biase, Gehrig, Pierer; Belser, Vaterlaus (76. Binjas); Ciaramella (80. Dudler), Wyttenbach (70. Spinella), Burkhardt (70. Herger); Schumacher (85. Martin).

SV Sissach: Misini; D.Petrovic (46. Zemouli), Roth (70. Czyzowski), Mulaj, Isenaj; Hoxha, G.Petrovic, Riva, Kadriu (76. Weber); Osmani; Zeqiri.

Bemerkungen: Gelterkinden ohne Lutz, Tschopp (beide nicht eingesetzt), Buess, Fleury, Kaufmann, Merz, Saladin, Zurflüh. Verwarnungen für Gelterkinden: Di Biase, Burkhardt (beide wegen Unsportlichkeit), Vaterlaus, Gehrig (beide wegen Foulspiels). Verwarnungen für Sissach: Misini, Riva (beide wegen Unsportlichkeit), G.Petrovic (Reklamieren), Hajdari (Reklamieren auf der Spielerbank). 60. Lüthy lenkt Freistoss von G.Petrovid an die Latte.

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