Der FC Gelterkinden hat sich seinen Traum, erstmals seit den 1960-er Jahren wieder im Final des Basler-Cups zu stehen, nicht erfüllen können. Nach einer enttäuschenden Leistung unterliegt das Team von Alessandro Buccigrossi zuhause gegen Wallbach verdient mit 1:4.

Der Schlusspfiff um kurz vor 22 Uhr im Gelterkinder Regen zeigt wieder einmal die gesamten Emotionen, die K.o.-Spiele mit sich bringen: Auf der einen Seite liegen Gelterkinder Spieler am Boden und bedecken ihre Gesichter, oder sie laufen schnurstracks mit gesenktem Haupt vom Platz. Auf der anderen Seite liegen sich Spieler und Staff der Gäste aus Wallbach in den Armen, jubeln, hüpfen und singen. Dass der in der 2. Liga abstiegsbedrohte FC Wallbach diesen Halbfinal zu seinen Gunsten entscheiden würde, war nicht unbedingt erwartet worden, mussten sie doch auswärts antreten und trafen auf einen FC Gelterkinden, der in den letzten beiden Partien zum Siegen zurück gefunden hat und dabei durchaus Aufwärtstendenz aufwies.

Achtung – fertig – los

Oftmals ist der Auftakt solch wichtiger Spiele von beiden Seiten von Vorsicht geprägt und die Mannschaften kommen oft nur schwer in die Gänge. Nicht so in diesem Cup-Halbfinal: Und es beginnt wunderbar für den FC Gelterkinder. Am Ende einer Ballstafette wird Linksverteidiger Toni Rauch von Fabio Spinella lanciert, dringt in den Strafraum ein, lässt einen Verteidiger schlecht aussehen und legt wunderbar zurück auf Lars Lutz, der das Leder kaltblütig versenkt. Ein Auftakt nach Mass, ein Auftakt, wie man ihn sich besser nicht wünschen kann. Zu diesem Zeitpunkt ahnt niemand, dass dies mit Abstand die beste Aktion der Einheimischen in den gesamten 90 Minuten bleiben sollte. Und die Ernüchterung folgt auf dem Fuss, denn nur fünf Minuten später „vergessen“ die Gelterkinder nach einem Eckball Manuel Guarda, der am hinteren Pfosten unbedrängt einköpfen kann.

Von diesem schnellen Ausgleich sichtlich geschockt, findet Alessandro Buccigrossis Team überhaupt nicht mehr ins Spiel. Ist es Nervosität? Sind die Spieler nicht bereit für diese Partie? Sind sie überrascht von der Gegenwehr des „Aussenseiters“? Vermutlich ist es die Summe aller dieser Faktoren. Auf der anderen Seite zeigt Wallbach ein ganz anderes Gesicht: den Aargauern sieht man in ihrem ganzen Auftreten an, dass sie diesen Sieg, den Finaleinzug unbedingt wollen. Sie treten extrem diszipliniert und solidarisch auf. Sie lassen das Heimteam in keiner Phase ins Spiel kommen, machen die Räume eng, und sie „decken Oliver Dudler völlig zu“, so dass über die sonst starke linke Seite (mit Ausnahme der ersten Aktion im Spiel) diesmal gar nichts geht. Zudem treffen auch zwei Spielphilosophien aufeinander. Während Wallbach immer schnell in die Spitze spielt und auf die Schnelligkeit ihrer Angreifer zählt, versucht der FC Gelterkinden eher den Ball in den eigenen Reihen zirkulieren zu lassen und die Partie so zu kontrollieren. Da aber an diesem Tag sein Spiel, zu viele Fehlzuspiele, einfache Ballverluste und verlorene Zweikämpfe aufweist, geht diese taktische Massnahme alles andere als auf.

Doppelschlag zur Entscheidung

In der zweiten Halbzeit nimmt das Unheil für die Gastgeber dann auch resultatmässig seinen Lauf. Ein Doppelschlag zwischen der 61. und 67. Minute bringt die Vorentscheidung. Dabei ist der Führungstreffer von Wallbach durchaus sehenswert. Nach einem Eckball nimmt Manuel Schärer einen zurückgelegten Ball an, fasst sich ein Herz und hämmert den Ball aus 17 Metern ins hohe Eck. Gelterkinden gelingt es auch nach diesen Gegentoren nicht, zu reagieren. Alles bleibt an diesem Abend Stückwerk. Zwar lassen die Akteure nicht die Köpfe hängen, da aber einfach keiner seine Normalform erreicht, hat der Gegner schlussendlich alles im Griff. Dass dann Tobias Thommen in der 77. Minute (nach einem Gelterkinder Ballverlust in der gegnerischen Hälfte!) mit dem Spielgerät einen 60-Meer-Spaziergang mit dem 1:4 abschliessen kann, passt ins Bild und kommt beinahe einer Demütigung gleich.

Was bleibt zurück von diesem Spiel? Ganz klar, es war eine verpasste Chance, Clubgeschichte zu schreiben. Und trotzdem – eine Katastrophe ist es nicht. Der FC Gelterkinden hat eine durchaus gute Cupkampagne absolviert. Es gilt nun aufzustehen und die Kräfte für die Schlussphase der Meisterschaft zu bündeln. Am kommenden Samstag gibt es zudem sogar die Möglichkeit Revanche zu nehmen, denn auf der Wolfstiege kommt es erneut zum Duell mit dem FC Wallbach. Drei Punkte wären einerseits eine Wiedergutmachung, andererseits wohl der Schritt zur vorzeitigen Sicherung des Klassenerhalts.

Heinz Degen

Matchtelegramm: FC Gelterkinden – FC Wallbach 1:4 (1:1). Sportplatz: Wolfstiege. Zuschauer: 250. Schiedsrichter: Paolo Cinque. Assistenten: Mirnes Hseni, Adis Mudzelet. Tore: 4. Lutz 1:0, 9. M.Guarda 1.1; 61. Schärer 1;2, 67. Isler 1:3, 77. Thommen 1:4.

Gelterkinden: Lüthy; Rauch (80. A.Vaterlaus), Di Biase, Zurflüh, Burkhardt (80. Martin); Spinella (64. Binjas), G.Vaterlaus; Dudler, Tschopp (74. Munya), Topic (80. Wüthrich); Lutz.

FC Wallbach: Kaufmann; Schärer (85.D.Guarda), Rochelin, L.Guarda, Jegge; Thommen, M.Guarda, Hunkeler, Hasler (80.Lützelschwab); B.Guarda; Isler (88.Spähni)

Bemerkungen: Gelterkinden ohne Buess und Pierer (beide gesperrt), Belser, Schumacher (verletzt) Trüeb, Saladin (nicht eingesetzt). Verwarnungen für Gelterkinden: Topic, Rauch (beide wegen Foulspiels). Verwarnung gegen Wallbach : Rochelin (Foulspiel).

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