Im „Spiel der Angst“ holt der FC Gelterkinden gegen ein enttäuschendes Sissach drei eminent wichtige Punkte im Kampf gegen den Abstieg. Das goldene Tor erzielt Rico Waibel in der Nachspielzeit der ersten Halbzeit. Obwohl die Gäste ab der 66. Minute mit einem Mann mehr agieren können, verpassen sie es, das Spiel frühzeitig zu entscheiden und müssen bis in die 96. Minute zittern.

Es läuft bereits die Nachspielzeit im „ewigen Derby“ Sissach gegen Gelterkinden, als die zu diesem Zeitpunkt schon seit beinahe einer halben Stunde dezimierten Sissacher zu ihrer besten Torchance des gesamten Spiels kommen. Hätte Innenverteidiger Lars Dalhäuser nicht in höchster Not mit einer Kopfabwehr dem Ball den Eintritt ins Gehäuse verwehrt, wäre Sissach – ganz entgegen des Spielverlaufs – doch noch zum späten Ausgleich gekommen. Ein Punktverlust in allerletzter Minute wäre aber für Roger Schreibers Team extrem ärgerlich gewesen, verpassen sie es doch in der zweiten Halbzeit mehrmals, eine der sich bietenden Konterchancen mit Erfolg abzuschliessen. Negativer Höhepunkt dabei ist der verschossene Elfmeter von Tschopp in der 75.Minute. Zudem stellen sich die Angreifer – oft in Überzahl – Mal für Mal sehr ungeschickt an, treffen beim Zuspiel falsche Entscheidungen, leisten sich unerklärliche Fehlpässe oder laufen unmotiviert ins Abseits.

Waibels Geniestreich

Auf dem schwer zu bespielenden Terrain entwickelt sich von Anfang an eine Partie, die geprägt ist von Vorsicht, von Angst vor dem Risiko. So gibt es in den ersten zwanzig Minuten – ausser dutzenden von Fouls und daraus resultierende Freistösse – kaum etwas zu sehen. Erst als der pfeilschnelle Schreiber zum ersten Mal seinen Gegnern davon läuft, wird den Zuschauern im Tannenbrunn etwas geboten. Er legt klug für Waibel auf, der sofort abschliesst. Den Schuss kann Federer noch abwehren und Restieri drischt den Ball, der ihm direkt vor die Füsse fällt, weit über das leere Tor. Doch diese Szene scheint die Gelterkinder zu wecken, denn ab diesem Zeitpunkt sind sie klar die bessere (oder die weniger schlechte?) Mannschaft. So ist das Tor, das Rico Waibel, die einzige Sturmspitze der Gäste kurz nach Ablauf der ersten 45 Minuten erzielen kann, die logische Folge des bis dahin Gezeigten. Er legt sich nach einem weiten Zuspiel aus dem Mittelfeld den Ball selbst über den unsicheren Sissacher Keeper vor und köpft das Leder ins Tor.

Gelterkinden hat vor allem Vorteile im läuferischen Bereich. Dem Tempo, das die Flügelspieler der Gäste anschlagen, hat Sissach kaum etwas entgegenzusetzen. An Einsatz und Willen fehlt es den Einheimischen nicht, sonst hätten sie nicht ihre besten Momente mit zehn gegen elf Spieler in der Schlussphase der Begegnung. Es fehlt aber eindeutig an spielerischer Klasse. Ausser dem Zentrumsspieler Petrovic vermag keiner der Akteure höheren Ansprüchen zu genügen. Gelterkinden kann deshalb – trotz einer sehr durchschnittlichen Vorstelllung – die drei so wichtigen Punkte mit nach Hause nehmen und den direkten Konkurrenten weiter distanzieren. Schade, dass der sehr ansprechende Auftritt vom letzten Samstag gegen Leader Bubendorf nicht wiederholt werden kann. Und – zu dieser unpopulären Aussage lasse ich mich nach dieser Partie verleiten – man mag von Kunstrasen halten, was man will, aber Spiele auf diesem Niveau und zu dieser Jahreszeit sind auf dem von vie-len ungeliebten Plastikrasen schon um einiges attraktiver anzuschauen…

Heinz Degen

Matchtelegramm 2. Liga regional: SV Sissach – FC Gelterkinden 0:1.

Sportplatz: Tannenbrunn, Sissach. Zuschauer: 150. Schiedsrichter: Kevin Mühlheim. Assistenten: Pascal Wiget, Ralph Tschudin. Tor: 45.+1 Waibel.

Sissach: Federer; Goldemann, Musliu (85. Vanne), Schaffner, Caviola; Nyarko (66. Saladin), Metzger, G.Petrovic, F.Duttweiler (54.Rickenbacher), Maglio (64.Zeqiri); Isler.

Gelterkinden: Vogt; Tschopp, Weitnauer (64.Rauch), Dalhäuser, Pierer; Fiechter, Ari; Ah-meti, Restieri (81.Käser), Schreiber (59.Burckhardt); Waibel (76.Stricker).

Bemerkungen: Gelterkinden ohne Di Biase (abwesend), Meier, Rickenbacher, Sachithana-nthan (alle verletzt), Saladin und Schmidli (nicht eingesetzt). Sissach ohne Coletta, Kaderli, D.Petrovic, Scacchi (alle verletzt), Presti (gesperrt), Masi (Militär) sowie Dill und M.Duttweiler (beide Ausland). Verwarnungen für Sissach: Federer, Zeqiri (beide wegen Foulspiels) und Vanne (Reklamieren). 64. Rote Karte gegen Federer (Notbremse). Verwarnungen für Gelter-kinden: Fiechter und Ahmeti (beide wegen Foulspiels), Dalhäuser (Spielverzögerung). 53. Tor von Waibel wegen Offside annulliert.

 

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